Die fabelhaften 12 - Die Berufung: Band 1 (German Edition) by Grant Michael

Die fabelhaften 12 - Die Berufung: Band 1 (German Edition) by Grant Michael

Autor:Grant, Michael [Grant, Michael]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2013-12-08T23:00:00+00:00


14

Vor wirklich sehr langer Zeit …

Von den hohen Zinnen der Burg Etruk konnte Grimluk auf das weite grüne Meer aus Bäumen und Wiesen schauen und erkennen, wie weit die Truppen der Bleichen Königin vorgedrungen waren. Der endlose Wald war gesprenkelt mit kleinen Dörfern, die von den feindlichen Truppen nach und nach niedergebrannt wurden. Sie töteten und aßen die Tiere, mordeten die Männer (ohne sie zu essen) und versklavten Frauen und Kinder.

Über die vielen Meilen hinweg, die Grimluk überblicken konnte, sah er immer wieder Rauchwolken. Der Feind schien aus allen Richtungen zugleich anzurücken. Die Burg, die Grimluk in den vergangenen Wochen ins Herz geschlossen hatte, war umzingelt.

Die Stadt unterhalb der Burgmauern war wie leer gefegt. Fast alle waren geflohen. Wenn Grimluk sich nach Osten wandte, konnte er die letzten Flieher sehen, die im Wald verschwanden und ihr Zuhause zurückließen, wie auch er sein Zuhause zurückgelassen hatte. Einem Gerücht nach sollte sich in dieser Richtung eine Lücke in den feindlichen Linien befinden.

Gelidberry und das Baby waren ebenfalls gegangen. Sie mussten schnell sein, deshalb hatten sie nur eine Kuh mitgenommen. Und den Löffel.

Gelidberry hatte gewollt, dass er ihn behielt. »Du musst essen und bei Kräften bleiben.«

»Nein, Gelidberry. Ich möchte, dass unser Baby einmal unseren Familienlöffel erbt. Wenn ich sterben sollte …«

Soldaten standen aufgereiht auf den Burgmauern. Sie waren mit Schwertern, Lanzen und der ein oder andere auch mit einem Bogen bewaffnet. Aber niemand rechnete damit, dass diese Waffen die Armee aufhalten könnten, die sich unaufhaltsam näherte.

Wick, Grimluks neuer Bekannter aus der Taverne, war unter ihnen. Er war zum Hauptmann der Speerkämpfer ernannt worden.

Aber alle Hoffnungen lagen auf den fabelhaften 12.

Zwölf Menschen waren nicht gerade viele, wenn man sie alle auf einem Haufen sah. In der Vorstellung war es eine ungeheuer große Zahl – die einzige Zahl, die größer als elf war –, aber als Grimluk in die zitternde, verängstigte Runde aus jungen Männern und Frauen blickte, war er nicht gerade beeindruckt.

Sie waren sieben Männer und fünf Frauen. Einige waren reich, wie man an ihren zahlreichen Zähnen, feinen Kleidern – zwei Fabelhafte hatte richtige Knöpfe an den Hemden – und ihrer ausgezeichneten Bildung erkennen konnte.

Die anderen waren arm und trugen kratzige Getreidesäcke mit Löchern für Arme und Hals. Wieder andere waren sehr arm und trugen nichts als strategisch platzierte, mit Lehm festgepappte Grasbüschel – ziemlich unbequem und ziemlich katastrophal bei starkem Regen.

Die Reichste und Gebildetste der Fabelhaften war eine Frau namens Miladew. Trotz ihrer gesellschaftlichen Stellung war sie mit einem Kerl namens Bruise verbandelt.

Bruise war arm und dumm, aber er war ein guter Jäger. Dies bewies er vor allem dadurch, dass er einen Lendenschurz aus schwarz-weißem Stinktierfell und fantastische Schuhe aus den ausgekochten Schädeln von Keilern besaß.

Die Keilerschuhe klapperten, wenn Bruise über die Burgmauern lief, und sie taten offenbar auch weh, denn Bruise schrie bei jedem Schritt leise auf. Der Stinktierschurz hatte einen sehr eigenen Geruch, den man nicht gerade als angenehm bezeichnen würde, der aber um vieles erträglicher war als der Gestank, der zwischen den Burgmauern aufstieg, wo Schlachter Schweine- und Kuhinnereien auf Haufen menschlicher Auswürfe schleuderten – zur Freude der unzählbar vielen Fliegen.



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